Chronik

Teil I: Vor dem II. Weltkrieg

Diese Chronik basiert zum größten Teil auf einem Bericht den RegRat Josef SEIDLMANN anlässlich des 75jährigen Bestehens des WSV Windischgarsten im Jahre 1999 für den WIKU verfasst hat. Das genaue Datum der Vereinsgründung ist nicht bekannt, die Aktivitäten begannen im Sommer 1924. Die Schiriege des dv. Turnvereines trat dem OÖ Landesschiverband bei und bildete den Grundstock des neuen Vereines. Herr Oberförster HUMMELBERGER regte an, auf dem Kühberghang (heute Siedlung Bergstraße) kleine Schanzen für die Buben des Vereins anzulegen. Nach den Ersten Gesprächen mit dem sehr interessierten damaligen Bgm. LECHNER wurde von einer größeren Schanze auf dem Kalverienberg gesprochen, aber kurz vor Baubeginn auf den Gunsthang umdisponiert.

Am 5. Oktober 1924 wurde mit dem Schanzenbau begonnen, am 24. Dezember war er beendet! In kurzer Zeit waren Spenden von 2.000,- Schilling – damals eine große Summe - aufgebracht worden; alle Arbeiten wurden von freiwilligen Helfern geleistet. Planer war Ing. BILDSTEIN, Bauleiter Zimmermeister PRENTNER. Zu Weihnachten 1924 erhielt die Schanze mit einem Springen die Feuertaufe. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass seit Beginn des Vereinsgeschehens der Grundstock der aktiven Mitglieder aus dem Kreis des dv. Turnvereines hervorging und bis zum Jahre 1934 auch die Vereinsleitung zum größten Teil stellten.

In der 12. Hauptversammlung am 7.10.1925 wurde Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. ERRITZ zum Obmann und Her Oberförster HUMMELBERGER zum Sportwart gewählt.

Bis hoch in die die 30er Jahre sind in den Jahresberichten nur „Nordische Schiwettbewerbe- Springen und Langlauf“ dokumentiert, alpine Aktivitäten werden erst ab 1936 erwähnt. Alpine Ausnahme ist ab dem Jahre 1927 die Abhaltung von Schikursen durch Kursleiter ZOPF, besonders hervorgehoben wird dabei die Teilnahme von bis zu 20 Ortsfremden, die 8-10 Tage hier verweilten und als Anzeichen für einen Winterfremdenverkehr bewertet wurden.

Berichtet wurde vom Obmannwechsel zu H. SCHEER, sowie von der endgültigen Fertigstellung der 2 Schanzen (große Schanze und kleine Jugendschanze). Die Verbindung zum OÖLSV wurde gefestigt, ein Sprungkurs unter Ambros SCHOLZ abgehalten (Weihnachten 1925). Der Vereinslauf der Schivereinigung Linz im Jänner 1926 wurde durchgeführt; interessant ist die Streckendurchführung für den 16 km Langlauf: Start beim Stummer in Schweizersberg nach Roßleithen, über Gleinkerau im Bogen zum Garstnereck und Ziel in Windischgarsten. Siegerehrung war im Gasthaus Alpenflora.

Sieger im Langlauf:
Allg. Kl. Fritz Schneeberger

Sieger Springen:
Allg. Kl. Alois Zopf Jgd. Kniewasser.
Aus den Berichten der Jahre bis 1938 ist auch immer wieder ersichtlich, dass gute Winter mit Schnee und schneearme Winter auch in dieser Zeit regelmäßig wechselten.

Winter 1927/1928
Die Saison war so schneearm, dass alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten, lediglich für die Jugendgruppen Spital, Hinterstoder und Windischgarsten wurde in Roßleithen ein Wettlauf als Ersatz für den österr. Jugendschitag durchgeführt. Franz KNIEWASSER wurde bei der 3-Ländermeisterschaft 6. im Langlauf und bester Oberösterreicher, weiters erfolgreicher Teilnehmer an den österr. Meisterschaft in Mallnitz und beim Maischirennen am Arthurhaus.

Im Herbst 1927 wurde in Windischgarsten die Vertreterversammlung des Österr. Schiverbandes erfolgreich durchgeführt.

Der WSV Windischgarsten veranstaltete mit großem Erfolg die 3-Ländermeisterschaft. Die Gesamtleitung hatte H. SCHEER, der auch für die Wahl und Präparierung der LL-Strecke verantwortlich war. Hervorgehoben wird auch die Mithilfe der Hauptschule mit „18 Buben unter Befehl des H. Fachlehrer REHBERGER“.

Erstmals erwähnt wird Hr. Post-Oberverwalter SCHREIBER, der sich dem Verein zur Verfügung stellte. Das Resümee für den Bericht 1928/29: Das Geheimnis dieser Erfolge ist, dass es dem WSV Windischgarsten gelungen ist, die Veranstaltung zu einer Angelegenheit von ganz Windischgarsten zu machen, die gesamte Bevölkerung nach aktiv daran teil und unterstützte den WSV.

Winter 1929/1930

Kurz und bündig: Es wurde keine Veranstaltung durchgeführt.

Winter 1930/1931

Am 15. und 16. Februar 1931 wurde der 8. österr. Jugendskitag durchgeführt, gleichzeitig auch der OÖ Jugendskitag. 200 Teilnehmer zeigten gute Leistungen. Einwandfrei war die Durchführung des LL und des Springens. Die Wertung erfolgte bei Jugendbewerben in Staffeln mit 3 Wettkämpfern, es gab eine Punktewertung für LL und Springen.

Sieger im LL:
1. Jugendklasse: Staffel Sölden
2. Jugendklasse: Staffel Innsbruck
Sieger Sprunglauf:

1.Jugendklasse:
Sieger Staffel Bad Aussee (8. Spital/P, 10. Hinterstoder, 12. Windischgarsten (Bichler, Wagner, Reith)
Weitester Sprung Leo PREßL aus Bad Aussee mit 23 m.

2. Jugendklasse:
Sieger Staffel St. Anton (2. Windischgarsten (Audolf u Siegfr. MOSER, AIGNER), 11. Hinterstoder)
Weitester Sprung NEMETZ aus Mitterndorf mit 42 m.

Winter 1932/1933

Aus Schneemangel konnten keine Veranstaltungen durchgeführt werden. Es wurden jedoch wie seit der Gründung Skikurse abgehalten. Die Teilnehmerzahl stagnierte jedoch. Als Gründe werden unter anderem die sich verschärfende Wirtschaftslage, der große Wettbewerb in Österreich und auch das Windischgarsten trotz verstärkter Werbung des Fremdenverkehrsvereines um 15 Jahre der Entwicklung im Tourismus nachhinkte.

Winter 1933/1934

Hr. SCHEER war wegen Überlastung seit 1931 nicht mehr aktiv, zum geschäftsführenden Obmann wurde Hr. Fachlehrer HÖBART gewählt.

Windischgarsten führte die letzte 3-Länder-Meisterschaft durch, weil in Hinkunft jeder der 3 Verbände seine Meisterschaft alleine durchführte.

Diese Veranstaltung (sportl. Leitung durch OBF HUMMELBERGER) fiel in eine politisch bewegte Zeit. Die Absage wurde erwogen, weil in Tirol bei einem Rennen politische Demonstrationen stattfanden. Wegen Rücksicht auf die Wirtschaft wurde die Durchführung beschlossen. Anlässlich der Begrüßung äußerte Hr. Bgm. SCHEER den Wunsch man möge Windischgarsten mit der Durchführung der nächsten Österr. Meisterschaft betrauen.

Nach Schluss des Springen kam es zu einer unvermuteten politischen Demonstration, die Vereinsleitung war nicht imstande diese zu verhindern. Die Herren HUMMELBERGER, Dr. ERRITZ und SCHEER wurden angezeigt und entgingen nur knapp der Verhaftung und Einweisung in ein Anhaltelager. Hr. TRAPL (verantwortlich für die Verpflegungs- und Nahrungszuteilung) sollte vom Tabakverlag entlassen werden. Durch die Untersuchung eines höheren Gend.Offiziers und Verwendung von „vaterländisch eingestellten Personen" wurden diese Maßnahmen nicht durchgeführt.

Nach monatelanger Untersuchung wurden über die Hrn. SCHEER und HUMMELBERGER Geldstrafen verhängt. Hr. SCHREIBER (Schriftführer des WSV) ging frei aus, weil er während des Springens an der Anlaufbrücke beschäftigt war. In der Folge legte Hr. SCHEER die Obmannstelle zurück, Hr. HÖBART wurde neuer Obmann und Hr. LECHNER sein Stellvertreter.

Winter 1934/1935

Durch die Versetzung vom Obmann und Lehrer Hr. HÖBART entstand ein schwerer Verlust für den Verein und Hr. LECHNER wurde sein Nachfolger. Im Zuge der politischen Ereignisse kam ebenfalls Hr. Fachlehrer GMEINER strafversetzt von Attnang-Puchheim nach Windischgarsten und wird 1936 bei der Durchführung der OÖ-Jugendskimeisterschaften erstmals erwähnt. Hr. Post-Ob.Verwalter SCHREIBER war es gelungen die Schischule HINTERHOLZER nach Windischgarsten zu bringen, diese hielt während des ganzen Winters Wochenschikurse mit 30 bis 100 Teilnehmern ab!

Das größte Ereignis bedeutete aber der Beschluss des ÖSV, die Ö-Meisterschaft für 1936 in Windischgarsten abzuhalten. Diese Zuteilung gilt als Krönung der hervorragenden Arbeitsleistung des WSV Windischgarsten. In den Aufzeichnungen der Vereinsgeschichte wird hier erwähnt, dass die meiste Arbeit von Mitgliedern des deutschen TV. Geleistet wurde, die gar keine Mitglieder des WSV waren. Alle Arbeiten erfolgten ausnahmslos ohne Bezahlung!

Winter 1935/1936

Die große Enttäuschung! Der Ö-Meisterschaft wird nach Bad Ischl verlegt. Hauptgründe: fehlende Infrastruktur wie komfortable Unterkünfte, großer Veranstaltungssaal, fehlende Pisten für alpine Bewerbe etc.

Da für die Zukunft betreffen alpiner Bewerbe Vorsorge getroffen werden sollte, wurde im Einvernehmen mit der Fa. SCHRÖCKENFUX die bestehende Abfahrt von der Dümlerhütte durch Holzschlägerungen zur Wettrennstrecke hergerichtet. Skisportliche Veranstaltungen wurden nicht durchgeführt. Die Hauptversammlung wählte H. SCHREIBER zum geschäftsführenden Obmann, Obmann blieb weiterhin Hr. Bgm. LECHNER.

Winter 1936/1937

Der für 10.1.1937 geplante Abfahrtslauf des PSV Linz musste abgesagt werden, da die Abfahrtsstrecke zufolge Holzbringung für Rennfahren untauglich war!

Vom 23. – 26.1.1937 wurde die OÖ-Jugendschimeisterschaft (nordisch) zur vollen Zufriedenheit aller Teilnehmer durchgeführt, die Leitung oblag Post-Ob.Verw SCHREIBER, Fachlehrer GMEINER, Fritz STEININGER und Michl ENZENSÖMMER. In der Chronik ist vermerkt: „Es war die glanzvollste OÖ Meisterschaft. Der WSV kann zu seinen Erfolgen einen neuen buchen. Dass der Ort Windischgarsten daraus auch wirtschaftliche Vorteile erreicht und sein Bekanntwerden dadurch besondere Förderung erfährt ist verdienstvolle ideelle Arbeit des WSV". Verfasser unbekannt. Hier bricht die Vereinsgeschichte ab, anzunehmen wegen der kommenden politischen Ereignisse. Aufzeichnungen gibt es erst wieder nach Kriegsende gemacht worden.

Teil II: Nach dem II. Weltkrieg

Die österr. Schimeisterschaften standen am Beginn einer großen Entwicklung des Wintersports in der Region Pyhrn-Priel. 1958 wurde die 1. Seilbahn in der Region eröffnet: der Sessellift auf den Wurbauerkogl, 1962 die Gondelbahn auf die Wurzeralm, 1959 der Doppel-Sessellift auf die Höss. Dutzende Lifte folgten seither und machten die Region zum beliebten Wintersportzentrum. Der WSV Windischgarsten hat bis heute einige 100 Wettbewerbe ausgerichtet und damit sicherlich zu einer Belebung der ganzen Region beigetragen.

Bald nach dem Kriegsende 1945 begann der WSV wieder mit seiner Tätigkeit für den Skisport im Garstnertal. Es war ein mühsamer Beginn, fehlten doch fast alle materiellen und finanziellen Voraussetzungen. Eine große Anzahl von Sportlern und Funktionären waren gefallen oder schwer kriegsgeschädigt. Der Gedanke, durch eine Großveranstaltung die Region maßgeblich zu fördern und über Oberösterreich hinaus bekanntzumachen, bestimmte die Vereinsleitung zur Fühlungnahme mit dem ÖSV. Hr. Helmuth Günter WAGNER 1948 alleine und 1949 zusammen mit Hrn. Dir SCHREIBER erreichten bei der Länderkonferenz in Seefeld bzw. in Bad Aussee, dass Windischgarsten als Austragungsort für die „Österreichische Schimeisterschaft 1951 „ (vom 31. Jänner bis 4. Februar) gegen starke Konkurrenz aus Tirol und Salzburg, den Zuschlag erhielt.

Es war ein gewagtes und gewaltiges Unterfangen. Außer der desolaten Gunstschanze und dem natürlichen Gelände für den Langlauf und den Staffel-LL waren keine geeigneten Anlagen und Pisten vorhanden. Gebaut werden mussten eine 80m-Großschanze (Garstnereck), eine Torlaufstrecke (Seeloshang – Wurbauerkogel), eine Abfahrts- und Riesentorlaufstrecke in Roßleithen (Dümlerhütte – Traudlhütte). Der ganze Ort war im Einsatz; da es damals kaum Maschinen gab, musste alles händisch bewältigt werden. Der Zeitdruck war enorm, an den Wochenenden waren immer dutzende freiwillige Helfer im Einsatz.

Die größtes Schwierigkeiten bereitete aber die Bereitstellung von Unterkünften für einige Hundert Rennläufer, Funktionäre und die Presse. Alle Orte zwischen Spital und Kirchdorf waren in die Quartierbeschaffung einbezogen. Privatautos gab es nur wenige, der Großteil reiste mit der Eisenbahn an. Die größeren Hauptschüler holten die ankommenden mit vom Bahnhof ab, mit Schlitten für das Gepäck, und brachten sie in die Quartiere. Busse standen bereit als Zubringer für alle Läufe und brachten die Teilnehmer nach einem präzisen Verkehrsplan zu den Wettkampfstätten in Roßleithen.

Die Wettkämpfer mussten zu den Startpunkten des Abfahrts- und Riesentorlaufes (Dümlerhütte) mit angeschnallten Schiern aufsteigen, zum Start auf dem Wurbauerkogl wurde die Torlaufpiste mit den Skiern an den Füßen von unten nach oben „besichtigt“ (umgebundene Startnummern waren Pflicht).

Ortsgeschichtlich interessant einige Namen der Funktionäre:

40 Kampfrichter, darunter:
Liberat AIGNER, Hans-Ulrich DWORSKY, Franz KNIEWASSE R, Josef SEIDLMANN, Hans STEINER, Leo URBAN;

Steckenchefs waren:
Franz STALLINGER (AL u RTL), Friedl STEINER (SL), Hermann TÜRK (LL, St.-LL), Liberat AIGNER (Komb.Springen), DI Walter STROHMANN (Spez.Springen).
In 6 ausfürlichen Pressemitteilungen wurden in den Wochen vor der Veranstaltung der Rundfunk und alle namhaften in- und ausländischen Zeitungen mit de Details über die Region und die Wettkampfstätten versorgt.

Es ginge zu sehr ins Detail um die vielen Interessanten Vorfälle und Ereignisse anzuführen, die sich in diesen 6 Tagen ergeben haben. Groß war das Lob in der Presse für die großartige Leistung der Bevölkerung bei der Durchführung der Meisterschaften. Negativ bemängelt wurde nur die fehlende Infrastruktur (Lifte, Veranstaltungssaal, qualitativ höherwertige Unterkünfte etc.). Am besten drückt die Überschrift in der großen Zeitschrift „Sport-Schau“ das Urteil in der Presse aus: „Skimeisterschaften des guten Willens“.

Ein Auszug aus den Siegerlisten:

Alpine Bewerbe

Damen:
RTL: 1.MAHRINGER (T), 2.KLECKER NÖ), 3.GEBLER-PROXAUF;
SL: 1.MAHRINGER, 2.KLECKER, 3.H.ZÜCKERT (S);
AL: 1.MAHRINGER, 2.KLECKER, 3.H.ZÜCKERT;
Kombi:1.MAHRINGER (T), 2.KLECKER NÖ), 3.GEBLER-PROXAUF;
Junioren:
RTL: 1.STROLZ (V) 2.MOLTERER (T) 3.OBERAIGNER (S)
SL: 1.MOLTERER 2.OBERAIGNER 3.STROLZ
AL: 1.STROLZ 2.MOLTERER 3.OBERAINGER
Kombi:1.MOLTERER 2.OBERAIGNER 3.STROLZ
Herren:
RTL: 1.PRAVDA (T) 2.MOSER (T) 3.JAMNIG (S)
SL : 1.PRAVDA 2.HAIDER (T) 3.NOGLER (K)
AL : 1.HAIDER 2.LINHER (V) 3.PRAVDA
Kombi:1.PRAVDA 2.MOSER 3.NOGLER

Unsere